Die Beiträge in der Gebäudeversicherung explodieren seit Jahren. Jetzt gibt es zumindest bei der Anpassung gemäß des Baukostenindexes eine Trendumkehr. Die diesbezügliche Anpassung zum 01.01.2025 wird so gering ausfallen wie seit sieben Jahren nicht mehr. Andererseits sind die Schadenzahlen gegenüber dem Vorjahr wieder gestiegen.
Worauf basiert der Baukostenindex?
Grundlage der Veränderung ist der jeweils im Mai vom statistischen Bundesamt veröffentlichte Baupreisindex für Wohngebäude sowie der Tariflohnindex für das Baugewerbe. Der Baupreisindex geht zu 80 Prozent und der Tariflohnindex zu 20 Prozent in die Berechnung ein. Die Gebäudeversicherungen verfügen mittlerweile grundsätzlich über eine Anpassungsklausel nach der Entwicklung des Baukostenindex. Somit passen die Versicherer die Beiträge zum folgenden Jahreswechsel entsprechend an.
Wie hoch ist der Anpassungsfaktor zum Jahr 2025?
Im Gegensatz zu den hohen Anpassungen der vergangenen Jahre liegt der Faktor für das Jahr 2025 bei lediglich 2,4 Prozent. Das ist der geringste Wert seit dem Jahr 2017. Aufgrund der hohen Anpassungen aus den letzten Jahren, wurde bereits mit einem deutlich niedrigeren Faktor gerechnet. Der finale Wert ist dann aber trotzdem überraschend gering ausgefallen.
Wie entwickelten sich Beiträge und Schadenaufwendungen?
Ein Blick auf die letzten aktuellen Zahlen: Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV) hat ermittelt, dass sich die Beiträge zur verbundenen Gebäudeversicherung in 2023 gegenüber dem Vorjahr um 16,5 Prozent erhöht haben. In Summe ergab sich ein Beitragsvolumen von 11,8 Mrd. Euro.
Die Schadensumme hat sich im gleichen Zeitraum um 12,7 Prozent auf nunmehr 8,6 Mrd. Euro erhöht. Die Schadenquote liegt in der Branche laut GdV bei 75,3 Prozent. Werden die Verwaltungs-, Vertriebs- und sonstigen Kosten der Versicherer ergänzt, ergibt sich eine Schaden-Kosten-Quote für 2023 in Höhe von 103,3 Prozent. Somit ist das Geschäft für die Versicherungswirtschaft weiterhin verlustreich, wenn auch nicht mehr in den Maßen der Vorjahre. In 2022 lag die Quote bei 106,4 Prozent und im schadenträchtigen Jahr 2021 bei 139,2 Prozent.
Wie reagiert die Versicherungswirtschaft?
In den vergangenen Jahren war neben den Beitragssteigerungen bereits eine konsequentere Schadenregulierungspraxis festzustellen. Hier wird es vermutlich auch künftig keinen „Weg zurück“ mehr geben. Bei den Beitragskalkulationen verwenden die Versicherer mittlerweile komplexere Berechnungsverfahren. Es werden neben den üblichen Schadenverläufen aus den zurückliegenden fünf Jahren auch die Einzelschadenaufstellungen eingehend geprüft. Zusätzlich werden detailliertere Informationen aus den Gebäudebeständen verwendet. Hierzu gehören Baujahre, Denkmalschutz, Gebäudegrößen und weitere Daten, die dem Versicherer eine detailliertere Risikoeinschätzung ermöglichen. Auch die Risikodichte des Versicherers in der Region kann ein Kriterium sein, das Einfluss auf die Angebotserstellung nimmt. Der Grund hierfür ist das Kumulrisiko, welches bei Naturereignissen das Portfolio des Versicherers relevant beeinflussen kann.
Fazit
Durch die Schadensituation und die unterschiedlichen Einflussfaktoren bei der Kalkulation der wohnungswirtschaftlichen Gebäudeversicherungen, ist der betroffene Versicherungsmarkt angespannt. Dies fordert nach wie vor alle Marktteilnehmer. Es empfiehlt sich, stetig die Entwicklung der eigenen Schadenverläufe zur Gebäudeversicherung im Blick zu haben. Zudem erfordert der Umgang mit der Versicherungswirtschaft besondere Markt- und Branchenkenntnis. Prognosen und Handlungsempfehlungen von Experten stützen idealerweise die entsprechenden Managemententscheidungen.
Guido Raasch
Leiter Versicherung bei Dr. Klein Wowi und Autor von Fachbüchern zu Versicherungen in der Wohnungswirtschaft.
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